29. April 2014
„Wieviel Staat vertragen Gott, Ehe und Familie?“
Bericht als Download:
Womit kann man den Vertreter des Humanistischen Verbandes verblüffen_
18. März 2014
„Verfolgte Christen, willkommene Gäste – über die Flüchtlingssituation weltweit“ mit Ralph Brinkhaus, stv. CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender und Wolfgang Boguslawski, Berlin-Koordinator von Open Doors
von Norman Gutschow
Für unsere Veranstaltung über verfolgte Christen konnte die CDL Berlin zwei wirkliche Experten aus der politischen Praxis und der konkreten Hilfe für Verfolgte Christen gewinnen. Zum einen den stellvertretenden CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus (MdB) , der sich als Mitglied des Stephanus-Kreis im Besonderen für verfolgte Christen und Religionsfreiheit in Syrien, Ägypten, Indien und der Türkei einsetzt. Und zum anderen Wolfgang Boguslawski, den Berlin-Beauftragter von Open Doors, der Menschenrechtsorganisation, die weltweit wichtige Arbeit und Hilfe für verfolgte Christen leistet.
Diese Veranstaltung organisierte die CDL Berlin zusammen mit der Senioren-Union Pankow und den CDU-Ortsverbänden Alt-Pankow und Pankow Süd im Landhaus Pankow. Dort hatten sich gut Fünfzig Zuhörer versammelt, um zunächst Wolfgang Boguslawski zu hören, der von einer Dienstreise aus dem Libanon zurückgekehrt war und auch seine aktuellen Eindrücke über die Situation vor Ort schilderte.
Verantwortung für die Verfolgten
Zunächst stellte er die Organisation Open Doors vor, die sich als Brücke von der freien Welt zu den Verfolgten weltweit versteht und mit diesem Bild symbolisch auf die Verantwortung für die Verfolgten aufmerksam machen will.
Der Ursprung von Open Doors liegt in den 1980er Jahren, als der Gründer Bruder Andrew begann, Bibeln vom damaligen West-Berlin aus mit dem Auto in den Ostblock zu schmuggeln. Mitte der Achtziger gelang es Open Doors über Eine Million Bibeln nach China zu bringen, was bis heute die größte Schmuggelaktion der Geschichte darstellt.
Derzeit arbeitet Open Doors viel in Nord-Nigeria, wo die gezielte Verfolgung und Vertreibung der christlichen Minderheit stattfindet. Man versucht dort vor allem mit Schulungen die christlichen Gemeinden zu unterstützen. So werden Petitionen angestrengt um verhaftete Pastoren freizubekommen, was auch teilweise gelingt. Zusätzlich hilft man den Familien der Geistlichen, damit die zurückgebliebenen Frauen die Familien ernähren können. Dazu wird den zumeist völlig ungebildeten Frauen Lesen und Schreiben beigebracht, ebenso wie den Kindern. Open Doors unterstützt auch TV-Sendungen und Programme im Internet, um die Öffentlichkeit für die Verfolgungsmaßnahmen herzustellen und darauf Aufmerksam zu machen.
Derzeit findet, so Boguslawski, die größte Christenverfolgung aller Zeiten statt. Open Doors dokumentiert dies als Herausgeber des Weltverfolgungsindex. Demnach ist die Verfolgung von Christen am härtesten in Nordkorea, gefolgt vom Iran, dem Irak, Afghanistan, Pakistan und Saudi-Arabien. Danach folgt mit Kolumbien ein eigentlich christliches Land, aber dort stehen christliche Gemeinden, gerade auf dem Land, den großen Drogenkartellen im Wege. Die gezielte Ermordung von geistlichen ist so dramatisch, das Open Doors in Kolumbien ein Kinderheim nur für Pastorenwaisen eingerichtet hat.
Die Situation in Syrien
Danach kam Wolfgang Boguslawski auf die bedrückende Situation in Syrien zu sprechen. In dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land hat es bislang mindesten 190.000 Tote gegeben. Dazu kommen 3,2 Millionen Menschen, die sich auf der Flucht befinden, teilweise im Ausland, aber vor allem auch in Syrien selbst. Hier werden Christen vor allem deshalb verfolgt, weil sie keine der Bürgerkriegsparteien unterstützen, weder Assad, noch die Opposition, noch die islamistischen Kämpfer. In Homs und Aleppo, wo einst die meisten Christen lebten können die wenigen Übriggeblieben kaum auf die Straße. Die Städte sind zerstört und menschenleer, vor allem weil überall Scharfschützen lauern. Im Libanon an der Grenz zu Syrien gibt es in der Bekaa-Ebene eine Flüchtlingslager mit über einer Million Menschen, die notdürftig unterstützt in Zelten hausen, die die UNO zur Verfügung gestellt hat. Hier hilft Open Doors, indem die Organisation Mittel an die christlichen Gemeinden zukommen lässt, die diese dann an die Menschen verteilen, egal ob Christ oder Muslim. Dabei handelt sich um Tüten mit Lebensmitteln, die jeweils für ein Woche ausreichen. Dies passiert vor allem über eine kleine syrische Baptistengemeinde vor Ort, die auch versucht den Kindern im Flüchtlingslager eine bisschen Schulunterricht zu ermöglichen. Open Doors versucht über diesen Weg Hilfsleistungen an die Flüchtlingen kommen zu lassen, seien es nun Lebensmittel, Decken, Medikamente und auch Bibeln. Boguslawski schloss seinen Bericht mit der Feststellung, dass christlichen Gemeinden, die bei der Weiterleitung dieser Mittel keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen machen und dass dadurch in dem riesigen Flüchtlingslager gerade ein neues, positives Bild vom Christentum bei den muslimischen Flüchtlingen am Entstehen ist.
100 Millionen Christen verfolgt
Der stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus begann seinen Vortrag mit einer persönlichen Erfahrung. Er kommt aus Gütersloh, wo es eine Gemeinde von 13.000 syrisch-orthodoxen Christen gibt, mehr also, als noch in ihrem Stammland, der Türkei, leben. Und dies, obwohl die an Syrien grenzende Provinz Tur Abdin, das Stammgebiet der syrisch-aramäischen Kirch von Antiochia, eine der ältesten christlichen Gegenden der Welt ist. Doch die Politik der türkischen Regierung im Bezug auf die christliche Minderheit hat zu einem Exodus der Christen geführt und dazu, das nun in Gütersloh mehr Christen aus Tur Abdin leben als dortselbst.
Die derzeitige weltweite Christenverfolgung belegte Brinkhaus mit zahlen. Demnach sind derzeit 100 Millionen Christen verfolgt und diskriminiert. Christen stellen somit etwa 80% aller Religionsverfolgten. Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende erklärte, dass Verfolgung immer in drei Stufen geschehe. Zunächst die Desinformation über ein unliebsame Gruppe, danach die Diskriminierung dieser Gruppe und schließlich die Verfolgung.
Durch seine Reisen in den Nahen Osten konnte der Bundestagsabgeordnet zudem feststellen, dass die derzeit sichersten Orte für Christen in der Region die Kurdengebiet im Osten Syriens und im Norden des Irak sind. Dort herrschen stabile Zustände und die Kurden, selbst immer eine verfolgte Minderheit diskriminieren und verfolgen daher keine Angehörigen anderer Ethnien und Religionen.
„Wie überzeugt leben wir denn? – Inwieweit sind wir Zeuge unseres Glaubens?“
Was die Frage der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland angeht, sieht Brinkhaus ein zweischneidiges Schwert. Durch die Zusage einer Aufnahme wird in Syrien der Verfolgungsdruck für Christen stärker, da andere Gruppen argumentieren, sie könnten doch woanders leben. Zudem seien Christen im Nahen Osten im Durschnitt besser ausgebildet als Andere und somit in der Lage und auch schneller bereit das Land zu verlassen und woanders hinzugehen. Da andere Gruppen dies wüssten, würde ein noch stärkerer Druck auf Christen zur Flucht ausgeübt. Dadurch könnte sich die Situation ergeben, dass das Christentum, das seit Jesu Tagen dort ansässig war, tatsächlich im Nahen Osten aussterben könnte.
Diese Entwicklung brachte Brinkhaus zu selbstkritischen Frage an Christen in Deutschland: „Wie überzeugt leben wir denn?“ und „Inwieweit ist man der Zeuge seines Glaubens?“
Brinkhaus selbst versucht sich über den Stephanus-Kreis zu engagieren und ist mit anderen Abgeordneten des Deutschen Bundestages auch dabei, wenn es um das wichtigste gehe was man bedrohten Christen weltweit schenken könne. Dies so Brinkhaus sei die Aufmerksamkeit, indem man in den betroffenen Ländern, aber auch gerade in Deutschland und Europa die Öffentlichkeit für Diskriminierung und Verfolgung herstelle.
Brinkhaus hat sich selbst in der Türkei für die christlichen Gemeinden vor Ort eingesetzt, wie auch andere Abgeordnete aus Deutschland und Europa. So sind bei einem Prozess um den Abriss eines orthodoxen Klosters in der Türkei im Wechsel, Abgeordnete und Botschaftsmitglieder verschiedener Länder anwesend, um zu zeigen, dass die Europäer sehr genau hinsehen, ob es mit rechtstaatlichen Dingen zugehe. Allein dies helfe den Christen vor Ort schon, da durch diese Aufmerksamkeit ein Großteil von Desinformation und Diskriminierung von staatlicher Seite nicht mehr geschehe.
Auch die Arbeit der deutschen christlichen Hilfswerke helfe vielen Christen weltweit. In einigen Regionen der Welt, so Brinkhaus habe Deutschland deswegen „einen Ruf wie Donnerhall“.
In der abschließenden Gesprächsrunde beantworteten Wolfgang Boguslawski und Ralph Brinkaus noch offene Fragen, präzisierten Details und erklärten, dass jeder auch persönlich ein wenig helfen den verfolgten Christen in Not helfen könne, durch Spenden, Aufmerksamkeit erzeugen und auch dadurch, dass man einfach auch mal für die Verfolgten beten könne.
Zur Internetseite von Open Doors
11. März 2014
„Was soll aus diesem Kind bloß werden?“ – Lesung mit Prof. Dr. Holm Schneider
(von Norman Gutschow)
Professor Dr. Holm Schneider war bei der CDL-Berlin zu Gast, für eine Lesung seines Buches „Was soll aus diesem Kind bloß werden?“, in dem anhand von sieben Fallbeispielen die gelungene Integration von Menschen mit Down-Syndrom dargestellt wird.
Die Kooperationsveranstaltung der Christdemokraten für das Leben Berlin mit Kaleb e. V. fand am Dienstag, den 11. März im Gemeindesaal Herz-Jesu statt. Der bekannte Kinderarzt und Genforscher Professor Dr. Holm Schneider von der Universität Erlangen-Nürnberg ist nicht nur Bundesvorstandsmitglied der Aktion Lebensrecht für Alle e. V. und Mitglied des Forums deutscher Katholiken, sondern auch Vater von fünf Kindern. In seinem neuesten Buch, das anlässlich des diesjährigen Welt-Down-Syndrom-Tages im Neufeld-Verlag erschienen ist, schildert Schneider, wie Menschen mit Down-Syndrom in der Welt zurecht kommen und ihr Umfeld durch ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit bereichern, sowohl im Familien- und Freundeskreis, aber auch gerade im Berufsalltag mit sogenannten „normalen“ Menschen.
Holm Schneider las stellvertretend zwei der sieben Lebensgeschichten vor und sprach anschließend mit dem Publikum über die Protagonisten von „Was soll aus diesem Kind bloß werden?“ und über das Down-Syndrom im Allgemeinen.
Die beiden Geschichten handelten von Jan und Magdalena, die in Deutschland und Österreich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten, deren Eltern aber durchsetzen konnten, dass beide jeweils zur Regelschule gehen konnten und nicht nur zurecht kamen, sondern auch aktiv dazugehörten. Jan, der aufgeweckte Junge, der im Fußballverein aktiv war und dann das Theater für sich entdeckte, ist heute als Schauspieler engagiert und festes Mitglied in einem Ensemble. Magdalena hat nach Grund- und Volkschule eine Ausbildung in der Kreisverwaltung ihrer Gemeinde absolviert und ist nun „auf dem Amt“ tätig, wo sie allen Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Tat zur Seite steht.
„Eltern können mehr, als sie sich zutrauen“
Im Gespräch mit dem Publikum kam auch noch Simon zur Sprache, der als erster Mensch mit Down-Syndrom seinen Mopedführerschein in seiner Schweizer Heimat gemacht hat und nun selbst zu seinem Job als Hausmeister einer Schule fährt. Überhaupt fiel an diesem Abend vielfach der Begriff „der oder die Erste“. Der erste Mensch mit Down-Syndrom an der Regelschule, mit Führerschein, Universitätsabschluss … und, und, und. Teilweise gegen die bis dahin herrschende medizinische Meinung, was aus dem Publikum mit der Bemerkung quittiert wurde: „ja, alles ist unmöglich – bis es einer macht!“
Dies griff Professor Schneider bei der Frage zu den Eltern von Kindern mit Down-Syndrom auf. In Untersuchungen zeige sich, dass Ehen, wenn sie denn auseinander gehen, dies meistens vor der Geburt des Kindes tun. Ist das Kind einmal auf der Welt, gewinne es oft die Herzen der Familienmitglieder, die ihren Alltag dann meistern, weil sie „mit dem Kind mitwachsen“. Schneider verwies darauf, dass Kinder immer Unerwartetes mit sich bringen, egal ob mit oder ohne Behinderung. Angehende Eltern seien heute allgemein verzagt vor der Aufgabe der Elternschaft, doch es zeige sich immer, das nicht nur die Kinder mehr könnten, als man ihnen zutraue, auch gerade Eltern können mehr als sie sich zutrauen. Im Zusammenhang mit dem Down-Syndrom sieht man zudem, so Holm Schneider, dass diese Kinder sehr oft durch ihre Empathiefähigkeit, die stärker ausgeprägt ist als bei „normalen“ Menschen, eine Familie enger zusammenbringen und die Familienbande stärken. Beispielhaft nannte er die Geschichte eines Paares, die bereits ein „normales“ Kind, eine Jungen, hatten und ein Mädchen mit Down-Syndrom adoptierten. Die Großeltern reagierten mit Unverständnis und selbst in der Kirchengemeinde wurde das Paar gefragt, wie sie dies ihren Eltern antun könnten! Heute ist das Mädchen die „Seele“ der Familie, hat positiv auf die Entwicklung ihres Bruders eingewirkt und wird auch von den Großeltern geliebt. Diese und andere Beispiele zeigen, dass der Einschluss, die Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom in die Familie, Schule, den Beruf, die Gesellschaft eine Bereicherung für alle sein kann. Der Begriff Inklusion wird in unserer Gesellschaft zwar immer bekannter, aber erst persönliche Geschichten, wie sie Schneider in seinem Buch vorstellt, zeigen, was es konkret bedeutet, seinen eigenen Weg zu gehen, und geben einen Begriff davon, was Inklusionist: das gelebte Miteinander verschiedener Menschen. Diese Geschichten machen Mut, die Schubladen in unserem Denken zu öffnen. Hoffentlich können damit Lehrer, Schulen und auch Arbeitgeber dazu gebracht werden, über neue Wege im Umgang, der Erziehung und der Anstellung von Menschen mit Down-Syndrom nachzudenken und diese auch umzusetzen. Inklusion ist möglich – nicht immer, aber immer öfter.
Für Interessierte hier noch ein Interview mit Prof. Holm Schneider: „Inklusion ist möglich“ bei die-tagespost.de
Holm Schneider
»Was soll aus diesem Kind bloß werden?«
7 Lebensläufe von Menschen mit Down-Syndrom
Mit einem Nachwort von Cora Halder
128 Seiten, gebunden, Format 15,3 x 21,5 cm, mit farbigen Fotos
€ 14,90
ISBN 978-3-86256-047-9 • E-Book: ISBN 978-3-86256-744-7